Irgendwann hatte ich mich an das Fahrgeräusch gewöhnt und somit konnte eine wirklich sehr entspannte Nacht beginnen. Ich benötigte nicht einmal meine Ohropax. Letztlich war auch der eigentlich sehr harte Zugfußboden wirklich sehr bequem. Während die Nacht vergangen war und der Zug unaufhörlich durch das australische Nichts gerollt war, hatte sich die Landschaft kaum verändert. Doch gerade das ist es ja, was diese dreitägige Fahrt über den Kontinent Australiens so interessant macht. Wenn mit dem feuerroten Sonnenaufgang alles im Zug erwacht und egal in welche Himmelsrichtung man blickt, nur flaches Land sieht, ist es für mich einer der schönsten Momente dieser Zugreise.
Schon sehr bald nach dem Frühstück, machten wir einen Stopp in Broken Hill, wo einige Fahrgäste dazu stiegen. Wir hatten ca. 20 Minuten Zeit, um auf dem Bahnsteig auf und ab zu gehen, bis wir wieder zurück in den Zug steigen mussten. Ich lernte Jori aus San Francisco kennen, der sich gerade auf seinem dreiwöchigen Urlaub befindet und unbedingt diese Zugreise machen wollte, obwohl ihn seine Familie deshalb für verrückt erklärt habe. Wie auch ich hatte er im Fernsehen eine Dokumentation über den Indian Pacific Zug gesehen, die ihn so sehr begeistert hatte, dass er unbedingt auch einmal die Strecke zwischen Sydney und Perth fahren wollte. Als ich ihm erzählte, dass es schon das dritte Mal in relative kurzer Zeit ist, dass ich mit diesem Zug fahre, war er sehr beeindruckt. Später erzählte er mir noch, dass er schon in sehr vielen bekannten Zügen gefahren ist, so z.B. durch Norwegen oder Belgien.
Bis zum nächsten längeren Stopp am Abend in Adelaide vertrieben wir uns im Zug damit die Zeit, über das i Ped von Jori mittels GPS Emails zu schreiben, Fotos anzugucken und den älteren Fahrgästen die moderne Technik näher zu bringen. Zu Jori und mir hatte sich noch eine 20 jährige Australierin gesellt und somit war das Reisetrio für die nächsten zwei Tage komplett. Da wir in Adelaide 2 ½ Aufenthalt hatten, planten wir in dieser Zeit ins Chinatown von Adelaide zu laufen, um dort zu Abend zu essen. Obwohl ich zwar schon zweimal in Adelaide gewesen war, wusste ich nicht genau, wie wir dorthin kommen würden, weshalb wir uns den Weg von zwei Frauen, die ursprünglich aus Adelaide kommen, erklären ließen. Dank der grandiosen GPS-Technik, womit wir auch außerhalb jeglicher Zivilisation Internetempfang hatten, konnten wir die Wegbeschreibungen direkt mit Google Maps nachvollziehen und so war es keine große Schwierigkeit, den Weg nach Chinatown zu finden.
Die Australierin wurde in Adelaide am Bahnhof von ihren Großeltern abgeholt, weshalb Jori und ich uns alleine auf den Weg nach Chinatown begaben. Nach einem 25 minütigem Spaziergang bei ziemlich niedrigen Temperaturen und Nieselregen mussten wir uns nur noch für eine Lokalität entscheiden. Wir bestellten uns drei verschiedene Gerichte, wozu wir zwei Teller und Stäbchen bekamen. Ich aß aber dennoch lieber mit Gabel, schließlich wollte ich nicht beim Essen verhungern. Die Zeit verging so schnell, dass wir es kaum schafften aufzuessen, bevor wir uns schon wieder auf den Rückweg zum Zug machen mussten. Jori bezahlte für uns beide das Essen, was ich natürlich sehr nett fand! Außerdem freute ich mich darüber, noch einmal, wenn auch für eine kurze Zeit, in Adelaide sein zu können.
Kurz nach unserer Rückkehr in den Zug, ging die Fahrt auch schon weiter. Es war inzwischen dunkel geworden, die Australierin war von ihrem Ausflug mit ihren Großeltern zurückgekehrt und so war die Reisegruppe wieder komplett. In Adelaide waren viele Zuggäste ausgestiegen und noch mehr dazugekommen. Allerdings waren es nun wieder mehr junge Leute, die mit uns im Abteil saßen.
Bis um 22:00 Uhr das Licht im Zug ausgeschaltet wurde und ich wieder mein Nachtquartier auf dem Fußboden hinter dem Sitz einnahm, guckten wir noch Filme und unterhielten uns über unseren Adelaideaufenthalt.