Ursprünglich hatte ich geplant, heute mit dem Fahrrad zum Leuchtturm zu fahren, was ich jedoch für weniger sinnvoll hielt, nachdem ich bereits vor dem Frühstück zum Leuchtturm gejoggt war, um die Strecke auszukundschaften. Also eigentlich bin ich die Strecke nur deshalb entlang gejoggt, weil es sonst in Byron Bay nicht viele Möglichkeiten zum Joggen gibt. Man ist in allen Himmelsrichtungen ziemlich schnell aus dem Ortskern heraus und dann kommen nur noch Schnellstraßen, die sich nicht wirklich zum Frühsport eignen. An einer Stelle musste ich anhalten, weil mir nicht klar war, in welche Richtung der Pfeil, der den Weg zum Leuchtturm ausschildert, nun eigentlich zeigt. In dem Moment kamen zwei Männer vorbei, die ebenfalls gerade beim Frühsport waren und fragten mich, ob ich zum Leuchtturm wolle. Sie sagten, bei Wege würden dorthin führen, aber der eine sei ohne Stufen, weshalb ich mich dann auch für diesen entschied. Wie für Leuchttürme üblich, liegt auch dieser auf einem Berg, was bedeutete, dass ich die ganze Zeit bergauf rennen musste. Andererseits heißt das aber auch, dass es auf dem Rückweg nur bergab ging.
Eigentlich hatte ich vor, auf dem Rückweg auch wieder den Weg ohne die Stufen zu nehmen, aber da ich neugierig war, was man bei dem anderen Weg alles sehen kann, entschied ich mich um. Als ich wieder an der Stelle herauskam, wo mich die beiden Männer angesprochen hatten, traf ich diese witziger Weise wieder. Sie fragten mich, ob ich den Leuchtturm gesehen hätte, worauf ich meinte, dass ich sogar einen anderen Weg zurück gefunden habe - bergab seien Stufen schließlich einfacher.
Zurück im Hostel aß ich auf der Terrasse mit Blick auf den Pool und bei schönstem Sonnenschein mein Frühstück. Am Himmel war keine einzige Wolke zu sehen, es war also der perfekte Tag für Wanderung zum Leuchtturm. Gegen das Fahrradfahren entschied ich mich auch deshalb, weil sich herausstellte, dass die Fahrräder nur die ersten drei Stunden umsonst sind, weshalb ich beschloss, gleich ganz darauf zu verzichten. Ich wollte mir keinen Zeitstress machen. Außerdem lässt es sich eh besser fotografieren, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Als ich erneut am Leuchtturm ankam, war noch immer keine einzige Wolke am Himmel zu sehen, weshalb der weiße Leuchttrum vor dem blauen Himmel wie ein Postkartenmotiv wirkte.
Wie in meinem Urlaub, vor inzwischen mehr als zehn Jahren, mit meinen Großeltern im Schwarzwald, verbrachte ich letztlich mehr Zeit damit, auf irgendwelchen Bänken zu sitzen und die Landschaft zu genießen, als wirklich viel zu wandern. So dauerte mein Rückweg vom Cape Byron zum Byron Beach ganze zwei Stunden, in denen ich keine Sitzgelegenheit ausließ. Und wie ich da so saß und aufs Meer hinausschaute, konnte ich sogar Wale beobachten, wie sie entlang der Küste schwammen. Zwischen Mai und November ist, so hat man mir erzählt, die beste Zeit dafür, in der Nähe der Küste Wale zu beobachten, die sich dort mit ihren Babywalen aufhalten.
Das war jedoch noch nicht alles, was die australische Tierwelt am heutigen Tag für mich zu bieten hatte. Als ich mich gerade der einen Bank näherte, wo bereits ein älterer Mann saß, warnte der mich vor einer Schlang, die dort an den Felsen sitzen würde. Erst verstand ich nicht, was er von mir will und dachte, er will die Bank nur für sich alleine haben. Als seine Tonlage jedoch ernster wurde und er mir die Schlange zeigte, glaubte ich ihm. Ich konnte eine kleine und eigentlich auch recht dünne, schwarze Schlange sehen, die sich langsam, aber stetig über die Steine schlängelte. Das war dann allerdings doch ein guter Grund, diese Bank ausnahmsweise auszulassen und weiterzugehen.
Als ich wieder am Strand ankam, war ich so fertig von der ganzen Lauferei, dass ich mich erst einmal in die Sonne legte und eine knappe Stunde schlief. Erst beobachtete ich noch die Surfer, die ihr Glück mit den Wellen versuchten, aber dann konnte ich meine Augen einfach nicht mehr offen halten. Urlaub kann schon anstrengend sein!
Bevor ich zum Abendbrot zurück ins Hostel ging, lief ich noch durch ein paar Geschäfte in Byron Bay, wo ich in einem Laden eine 3D Postkarte entdeckte, die den Kontinent Australien abbildet und wenn man sie hin und her bewegt, springen Kängurus über die Karte. Diese Karte erinnerte mich an 3D-Karten, die ich in meiner Kindheit hatte. Leider habe ich sie irgendwann verloren, was ich bis heute nicht vergessen/verschmerzt habe. Auf jeden Fall musste ich diese 3D-Karte mit den springenden Kängurus, u.a. aus sentimentalen Kindheitserinnerungen, unbedingt kaufen. Seelig machte ich mich auf den Rückweg ins Hostel.