Am Flughafen angekommen hatte ich schnell meine Zweisitzercouch für die kommende Nacht gefunden. Auf einem anderen gepolsterten Zweisitzer schlief bereits ein Mann. Eine Frau und ihre Tochter waren bei meiner Ankunft gerade dabei, sich auf dem Fußboden ein Nachtquartier zu errichten. Ich war also nicht allein – ganz im Gegenteil. Je später der Abend wurde, umso ausgebuchter wurde das „Flughafenhotel“. Eigentlich hatte ich vor gehabt, ein paar Stunden zu schlafen, aber da ich herausfand, dass es auf dem Flughafen kostenloses W-LAN gibt, nutzte ich die Nacht, um mit einigen von euch zu chatten. Um zwei Uhr Nachts war ich dann endgültig so müde, dass ich in den Schlaf fiel, obwohl mein Netbook noch lief. Also packte ich alles zusammen und stellte mir meinen Handywecker auf drei Uhr, damit ich rechtzeitig zum einchecken wieder wach sein würde. Nach einer Stunde Schlaf machte ich mich also auf den Weg zum Schalter von JetStar, der Dank des nicht sehr großen Flughafens in Darwin schnell erreicht war. Da ich es vom vielen Zugfahren der letzten zwei Monate gewöhnt war, meinen Coolbag immer bei mir zu haben, hatte ich auch dieses Mal vor, ihn mit an Bord zu nehmen – natürlich als Handgebäck. Ob es nun an der fehlenden Nacht lag oder woran auch immer, alles worüber ich mir Gedanken machte war, ob die Flüssigkeiten in meinem Handgepäck auch wirklich nicht die erlaubte 100ml Grenze überschreiten.
Am Schalter gab ich nur meinen großen Rucksack und meinen Schlafsack auf, womit ich noch unter den möglichen 20kg lag. Alles schien also gut. Als nächstes stand die Kontrolle meines Handgepäcks an, der ich mich reinen Gewissens näherte. Dieses trügerische Gefühl änderte sich jedoch schlagartig, als der Sicherheitsbeamte meinen Coolbag vom Band nahm und fragte, wem der gehört. In diesem Moment fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Mein komplettes Besteck (Gabel, Messer, Löffel) befanden sich in diesem Moment noch immer im Coolbag. Außerdem natürlich noch mein kleines Klappmesser, mit dem ich immer den Käse und das Obst schneide. Kurzum, mein Handgepäck konnte locker mit dem eines Selbstmordattentäters mithalten. Nun gab es zwei Möglichkeiten. Entweder ich trennte mich auf der Stelle von meinem mir so liebgewonnenen Besteck oder ich versuchte, noch ein drittes Gepäckstück aufzugeben. Da nur letzteres in Frage kam, stand ich nun also erneut in der Schlange des Check-In Schalters. Schon kurze Zeit später war ich an der Reihe und zu meinem Erstaunen wurde mir ohne große Erklärungen mein „Werkzeugkoffer“ abgenommen. Nun stand der Kontrolle des Handgepäcks nichts mehr im Wege.
Kaum hatte mein Handgepäck, was inzwischen ja nur noch aus meinem kleinen Rucksack bestand die Scannerkontrolle passiert, zog mich schon wieder ein Sicherheitsbeamter aus der Schlange heraus. Dieser redete ohne Punkt und Komma auf mich ein, während er mich zu einer Apparatur etwas abseits des Geschehens führte. Alles was ich von seinem Gerede verstand war, dass ich meinen Rucksack auf machen sollte. Bevor ich das tun konnte, hielt er mir noch ein DinA4 großen Zettel, der komplett von oben bis unten mit Computerschrift beschrieben war, unter die Nase. Auch wenn es nicht mitten in der Nacht gewesen wäre, hätte ich diesen Zettel niemals in fünf Sekunden durchlesen können. Mehr Zeit bekam ich nämlich nicht, um mir näher angucken zu können, was der gute Mann eigentlich von mir will. Ich öffnete also meinen Rucksack und ehe ich mich versah, fummelte er mit einem Art Stab im Innenraum meiner Tasche herum. Dann fragte er mich noch, wo ich denn hinfliege und als ich das beantwortet hatte, drehte er mir den Rücken zu und schnappte sich den nächsten Fluggast. Ich war in eine Drogenkontrolle geraten, die so schnell beendet war, wie sie angefangen hatte.
Mit der Rolltreppe ging es dann eine Etage höher, wo ich eigentlich den Bordingbereich erwartet hatte. Der Kontrollwahnsinn der Australier war an dieser Stelle jedoch noch lange nicht abgeschlossen, weshalb ich ein zweites Mal mein Handgepäck scannen lassen musste. Auf diese Weise verlor ich meine teuer erworbene 140ml Zahnpastatube und meine Nagelschere von Tchibo. Als der Mann hinter dem Scanner anfing mir sehr ausführlich vorzumachen, was ich mit der kleinen Schere alles anrichten könnte, war der Zeitpunkt gekommen, wo sich meine Übermüdung bemerkbar machte. Obwohl das alles eigentlich nicht wirklich dramatisch war, fehlte nicht mehr viel und ich hätte angefangen zu heulen. Zum Glück hörte der Mann dann endlich auf mit der Schere vor meinem Gesicht rumzufuchteln und ließ mich endlich weitergehen. Sollte er doch mit der Schere glücklich werden! Ich wollte einfach endlich ins Flugzeug einsteigen. Leider wurde mein Wunsch nicht erhört und somit wurde ich noch einmal aus der Schlange gebeten und zur Seite genommen. Ich sagte zu der Frau, dass mich ihr Kollege eine Etage tiefer schon kontrolliert hätte, worauf sie sagte, dass es sich hierbei um eine andere Kontrolle handle. Ich sollte mich bitte umdrehen und meine Arme und meine auseinander machen. Da ich diese Kontrolle einfach nur noch über mich ergehen ließ, kann ich nicht mal mehr sagen, ob sie mich nur mit den Händen abtastete oder auch irgendein technisches Gerät verwendete.
Um 5:05 Uhr saß ich endlich im Flugzeug. Wie auch alle anderen Fluggäste nutzte ich die drei Flugstunden bis Cairns zum Schlafen. Da beide Sitzplätze neben mir frei waren, konnte ich mich ausbreiten – wenigstens etwas! Es bleibt die Erkenntnis, dass Zugfahren wesentlich entspannter ist.
In Cairns angekommen, war es durch die erneute Zeitverschiebung bereits eine halbe Stunde später als meine Armbanduhr anzeigte (deutsche Zeit + 8 Std.). Vom Flughafen aus rief ich im Hostel an, um Bescheid zu geben, dass ich gelandet bin und auf den Abholservice warte. Nach 20 Min. klingelte mein Handy und die Stimme am anderen Ende fragte mich, wo ich denn genau sei. Wie sollte ich ihm das beantworten? Selbst wenn ich in meinem vorherigen Leben schon einmal in Cairns gewesen sein sollte, könnte ich mich an die dortigen geographischen Gegebenheiten jetzt wahrscheinlich nicht mehr erinnern. Ich drückte also einem herumstehenden Mann mein Handy in die Hand und bat diesen darum, dem Mann am anderen Ende der Leitung zu erklären, wo ich gerade stehe. Siehe da, keine fünf Minuten später war mein Shuttelservice zum Hostel vor Ort.
Nachdem ich mein gemischtes Achtbettzimmer, was auf den ersten Blick einen guten Eindruck machte bezogen hatte, machte ich mich auf den Weg zum Supermarkt. Schließlich brauchte ich eine neue Zahnpasta. Zurück im Hostel verstaute ich meine Einkäufe im Kühlschrank, der sich genauso wie das Badezimmer, direkt auf dem Zimmer befindet. Durch einen Vorraum, in dem sich zwei Sessel und der Kühlschrank befinden, ist das Achtbettzimmer eher ein Appartement, mit ungewöhnlich viel Platz. Mehr habe ich heute jedoch von dem Hostel und von Cairns nicht gesehen, da ich den Rest des Tages geschlafen habe, um den fehlenden Schlaf der letzten Nacht nachzuholen.