Nach einer guten Nacht in einem Sechsbettzimmer, wo wiederum nur zwei Betten belegt waren, entdeckte ich nun, was mir der Mann vom Empfang am Abend zu vor hatte sagen wollen. Ich blickte aus dem Fenster und sah das Meer! Als ich mir daraufhin das ganze Hostel nun bei Tageslicht genauer ansah, stellte ich fest, dass ich in einem kleinen Paradies gelandet war. Ein kleines Hostel mit einem sehr nett angelegten Garten, an dessen Ende der Strand beginnt. Im Garten steht ein Basketballkorb, eine paar Liegestühle ein Beachvolleyballfeld und eine Grillstelle. Unter der Veranda des Hauses standen Holzbänke und auch auf der großen Terrasse gibt es jede Menge Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen. Schnell bekam ich mit, dass hier viele Surfer wohnten, die Tagsüber am Meer sind und abends wieder hierher zurück kommen. Meine Zimmernachbarin, die auf Grund eines Jobs bereits seit sechs Wochen in diesem Hostel lebt erzählte mir, dass am Anfang fast alles ausgebucht sei, aber da die Saison seit einem Monat vorbei ist, sind nur noch wenige Leute im Hostel. Dementsprechend ruhig und gemütlich geht es hier auch zu. Es wird auf der Terrasse gesessen und Richtung Meer geschaut, während andere gerade in der Küche sind und sich etwas kochen oder im ebenfalls sehr gemütlich eingerichteten Aufenthaltsraum Billard spielen oder Fernsehen gucken. Obwohl ich mich normalerweise nicht zu der chilligen Surfergemeinschaft hingezogen fühle, fühlte ich mich hier sofort wohl. Nur schade, dass ich bereits morgen früh wieder abreisen werde.
Eine Sorge hatte ich jedoch. Wie komme ich von diesem paradiesischen Ort nun in die kleine Innenstadt zurück und vor allem, wie organisiere ich meinen heutigen Ausflug? Zum Glück gab es dafür eine gute Lösung. Das Hostel stellt kostenlose Fahrräder zur Verfügung, mit denen man den ganzen Tag unterwegs sein kann, wenn man es möchte. Mit dem Fahrrad ging es also zunächst an den Ort zurück, wo mich der Bus am Vorabend abgesetzt hatte. Nun hatte die Besucherinformation auch geöffnet. Ich musste dort auch noch mein Ticket zur Weiterreise nach Margaret River abholen und bezahlen. Gebucht hatte ich es schon telefonisch von Perth aus. Als das erledigt war, setzte ich mich auf eine Bank in Mitten von Möwen und aß erst mal mein Frühstück, was ich mir zuvor im Supermarkt gekauft hatte. Brötchen mit Butter, ein Apfel und Kekse mit M&Ms.
Für den heutigen Tag hatte ich mir überlegt, mit dem Rad von Dunsborough zum Cape Naturaliste zu fahren, was ungefähr 15km entfernt liegt. Schon im Hostel hatte man mir gesagt, dass diese Strecke mit einem Fahrrad, das keine Gangschaltung hat, ziemlich anspruchsvoll sei. Natürlich ließ ich mich davon nicht beeindrucken und so quälte ich mich ganze zwei Stunden, bis ich das Ziel erreicht hatte. Dorthin führt nur eine Schnellstraße und außer mir war dort kein anderer Radfahrer weit und breit zu sehen. Zwischendurch ging wirklich gar nichts mehr, weshalb ich immer wieder schieben musste, um überhaupt weiter zu kommen. Da aufgeben aber keinesfalls in Frage kam, fuhr bzw. lief ich unbeirrt weiter. Zwischendurch tropfte mir schon der Schweiß von der Stirn. Zum Glück hatte ich am Morgen eine 1,5l Wasserflasche eingepackt, was das ganze einigermaßen erträglich machte. In diesen Momenten bin ich immer sehr froh, dass ich mir noch vor meiner Abreise einen guten Tagesrucksack gekauft hatte. Immerhin schleppe ich jeden Tag einen dünnen Pulli, die Sonnenbrille, meine große Kamera, die Wasserflasche, das Handy und meistens noch zwei Äpfel mit mir herum. Dank des Rucksacks mit seinem wirklich genialen Tragesystem, macht sich das alles so gut wie gar nicht bemerkbar.
Als ich nach zwei Stunden endlich ankam, konnte mich die Landschaft leider nicht so sehr beeindrucken, als dass sie die Strapazen rechtfertigen hätte können. Ich legte mich erst mal für eine halbe Stunde auf eine Bank und entspannte. Dann hatte ich wieder Kräfte, um zu Fuß ein bisschen in der Gegend umherlaufen zu können. Nach ungefähr 1 ½ Stunden machte ich mich wieder auf den Rückweg. Schließlich musste ich bis 18 Uhr zurück sein, weil es dann dunkel wird. Zu meiner großen Freude brauchte ich für den Rückweg nur eine gute Stunde, weil es fast ausschließlich bergab ging. Zum Abendbrot aß ich eine riesige Portion Nudeln und zum Nachtisch Wassermelone – das hatte ich mir wirklich verdient! Das Schönste am ganzen Tag war eigentlich das Abendessen auf der Meerblickterrasse.
(Foto: Hostelstrand)