Gestern Abend hieß es, dass wir am nächsten Morgen um 10 Uhr zu einer Fahrradtour aufbrechen wollen. Also bin ich extra um 7.30 Uhr aufgestanden, um bis dahin mit dem Joggen, Frühstücken und Duschen fertig zu sein. Schon zu dieser frühen Stunde war Kaye bereits draußen im Garten mit den Vogelkäfigen beschäftigt, was sich bis 10 Uhr nicht änderte. In der Annahme, dass wir nun bald aufbrechen würden, ging ich ebenfalls in den Garten, um Kaye zu zeigen, dass ich fertig bin. Das half allerdings nicht wirklich. Alles was passierte war, dass ich zu Botengängen von ihr eingeteilt wurde. Bitte bringe dies dorthin, das dahin und bitte hole mir jenes aus dem Haus. Irgendwann waren alle Gänge erledigt und ich konnte mich für einen Moment in mein Zimmer zurückziehen, wo ich erst einmal Fotos sortierte. Ich habe übrigens mal zusammengerechnet, wie viele Bilder ich nach einem Monat bereits gemacht habe. Es sind 700 und somit ehrlich gesagt weniger, als ich gedacht hatte.
Um 12 Uhr ging die Fahrradtour dann endlich los. Wir fuhren entlang des Flusses in Richtung Innenstadt. Dort kehrten wir in ein Cafe ein, wo ich das teuerste und zugleich ekeligste Sandwich meines Lebens aß. Wäre es nach mir gegangen, wären wir dort auch überhaupt erst gar nicht eingekehrt, weil außer Haus essen ist für einen Backpacker eigentlich eh zu teuer. Nach diesem Schmaus ging es weiter. Ich versuchte mich an Kayes Tempo anzupassen, was jedoch sehr schwer war, weil sie immer zwischen rasen und schleichen wechselte. Auch war unsere Kommunikation während des Ausfluges nicht gerade anregend. Entweder verstand sie mich nicht oder ich sie nicht. Auf jeden Fall, war es alles andere als leicht mit uns zweien. Zudem hatte ich das Gefühl, dass sie jedes Mal total genervt war, wenn ich etwas nachfragte.
Da sie die besseren Ortskenntnisse besitzt, hat sie vorgegeben, wo wir langfahren. Ein Mal meinte sie, hier links und als ich links abbiegen wollte, bog sie recht ab, weshalb wir uns beinahe selbst über den Haufen fuhren. Sie sagte noch während sie in die falsche Richtung rollte mehrmals, dass wir nach links fahren wollen, fuhr aber genau in die andere Richtung. Als ich ihrer Meinung nun also falsch abbog, sagte sie mit etwas gereizter Stimme, dass wir links abbiegen wollen. Nach dem Motto, kannst du nicht mal links von rechts unterscheiden. Als ich zu ihr sagte, dass links die andere Seite ist, merkte sie zum Glück wenigstens, dass sie es war, die falsch fährt. Ich meinte dann noch, dass sie wohl das andere links gemeint hätte, woraufhin sie immerhin lachen konnte.
Nach knapp drei Stunden waren wir wieder zu Hause angekommen und ich hatte das große Bedürfnis, erst mal zu verschwinden. Ich schnappte mir meine Sachen und fuhr mit dem Zug ins Stadtzentrum. Ich wollte endlich mal wieder meine Mails checken und zudem brauchte ich Abstand zu Kaye. Zwar hat sie auch einen Computer mit Internet, aber der ist ebenfalls so vollgestellt, dass man ihn quasi nicht benutzen kann. Nach dem, was ich bisher von Kaye und Robert mitbekommen habe, stehen die Vögel, denen es wirklich gut geht bei ihnen, für sie an erster Stelle. Für dieses Hobby investieren sie so viel Zeit, dass für den Haushalt anscheinend keine Zeit mehr bleibt. Auf jeden Fall sind die Vogelkäfige aufgeräumter als das Haus.
Als ich am Abend aus der Stadt zurück kam, war Robert zum Glück auch wieder zu Hause, was dazu beitrug, dass die allgemeine Stimmung viel besser wurde. Mit ihm konnte ich mich gut unterhalten und seine Aussprache ist so deutlich und klar, dass ich das Meiste von dem was er sagt auch verstehen kann. Beim Abendessen war dann auch Kaye wieder gesprächiger und anscheinend besser gelaunt, so dass der Abend sehr nett endete.