Nicht nur, dass meine Füße bereits jetzt völlig geschunden sind von der vielen Lauferei, habe ich nun auch noch Probleme beim Sitzen. Nach zwei Tagen auf dem ausgeliehenen Drahtesel, kann ich jeden gefahrenen Kilometer spüren. Gestern und heute bin ich insgesamt neun Stunden Fahrrad gefahren, um in zwei Tagen die Komplette Insel sehen zu können, was mir letztlich auch gelungen ist. Ohne Gangschaltung ging es die hügelige Landschaft hoch und runter und immer wenn ich an einer Bade-, bzw. Tauchstelle vorbeikam, habe ich angehalten. Auch sonst habe ich oft gestoppt, weil die Landschaft einfach so abwechslungsreich und schön ist, dass ich am liebsten jeden Quadratzentimeter fotografiert hätte.
Auf meinem Weg über die Insel sind mir immer wieder Ouokkas begegnet. Diese kleinen Tiere sehen aus wie eine Mischung aus einem Känguru und einer Ratte. Einige finden sie sehr niedlich, ich sehe in ihnen aber wohl mehr die Ratte als das Känguru. Zudem leben einige dieser Tiere in unmittelbarer Nähe zum Hostel und kommen teilweise sogar bis zur Zimmertür. Als ich gestern Abend auf die Idee kam, mein Abendbrot draußen essen zu wollen, dauerte es nicht lange und ich war von bettelnden Quokkas umzingelt. Ich musste aufpassen, dass mir nicht ein Tier in den Zeh beißt oder gleich das ganze Essen vom Tisch reißt. Ich fand das sehr nervig, weshalb ich daraufhin zum Essen reingegangen bin.
Es gibt jedoch noch eine vielleicht ganz interessante Geschichte zu den Ouokkas. Die ersten Holländischen Besucher dieser Insel sahen in diesen Tieren auch eher Ratten als irgendwas anderes, weshalb sie die Insel als Rattennest bezeichneten – auf Holländisch also „Rottnest“.
Bis kurz vor Einbruch der Dämmerung war ich also mit dem Rad unterwegs und habe wieder wunderschöne Strände gesehen, nur zum Baden hatte ich keine Zeit. Überhaupt bin ich nun seit vier Wochen in Australien und habe noch kein einziges Mal am Strand gelegen, was ich natürlich aber noch tun werde. Da es auf einer Insel nicht viele Möglichkeiten zur Abendgestaltung gibt und zudem auch nirgends Straßenlaternen stehen, ist es besser, spätestens um 18 Uhr zurück zu sein, weil es dann dunkel ist. Hier ist eben Winter! Zum Glück waren über den Tag noch andere Inselbesucher angereist, weshalb ich mein Zimmer nun mit mehreren teilte, was sich aber als wirklicher Glücksfall erwies.
Zwei von ihnen sprachen ebenfalls deutsch. Eine Frau, die eigentlich Italienerin ist, aber in der Schweiz lebt und daher gut deutsch spricht und eine andere 30 jährige Frau aus Stuttgart. Vor allem die Italienerin, war eine absolute Stimmungskanone. Eben genau so, wie man sich eine Italienerin vorstellt. Sie hatte eine Flasche Rotwein dabei, welche sie mit der Stuttgarterin teilte. Schon nach kurzer Zeit tauschten die beiden die intimsten Dinge aus, die man, wie sie selber feststellten, normalerweise nur der besten Freundin erzählen würde. Wir fanden, dass das wohl auch zum Hostelleben dazugehöre. Die anderen beiden teilen, wie sich herausstellte das gleiche Problem, was natürlich auch dazu beitrug, dass man sich schneller näher kam. Obwohl ich zu diesem Problem zum Glück nichts beitragen konnte, fand ich es sehr spannend, was ich hörte. Es gibt wirklich nichts, was es nicht gibt! Auf jeden Fall ist der Abend auf diese Weise wie im Flug vergangen und gegen halb zwölf sind wir dann eingeschlafen.