Trondheim: Die Wikinger-Erben gegen sich modern Norwegen wie aus dem Bilderbuch: Von der Brücke Brakke Bro blickt man auf die historischen Speicherhäuser Trondheims. (Bild: Hurtigruten/dpa/tmn) Von Sönke Möhl, dpa Trondheim (dpa/tmn) - Absteigen und das Fahrrad den Berg raufschieben, weil die Straße zu steil ist? Nicht in Trondheim. Radfahrer in Norwegens drittgrößter Stadt können im Sattel sitzenbleiben und sich vom ersten Fahrrad-Lift der Welt 130 Meter weit schieben lassen.
«Trampe» ist seit 1993 in Betrieb und hilft jedes Jahr rund 30 000 Trondheimern den Festungshügel Brubakken hinauf. Stadtführerin Lise zeigt ihren Gruppen gerne die Talstation. Vielleicht, um deutlich zu machen, wie innovativ die Norweger sind. Denn Trondheims Bild in der Welt wird vom altehrwürdigen Nidarosdom dominiert, in dem sich wie nirgendwo sonst die Geschichte des Landes widerspiegelt.
«Unser Stadtgründer war Wikingerkönig Olaf Tryggvason», erzählt Lise. Der Haudegen, der mit seinen Männern im Jahr 997 an der Mündung des Flüsschens Nidelven an Land ging, steht noch heute wachend auf einer Säule und blickt vom Marktplatz auf Trondheim. Nidaros war der frühe Name der Stadt, der 1930 noch einmal für ein Jahr offiziell galt, der Bevölkerung aber nicht gefiel.
 Angeln ist bei vielen Trondheimern beliebt. Auch als Wirtschaftszweig spielt der Fischfang nach wie vor eine große Rolle. (Bild: Trondheim Kommune/dpa/tmn) Richtig los ging es mit König Olaf dem Heiligen, der als junger Mann in Frankreich getauft wurde und das Christentum unter den Wikingern verbreitete. «Er wollte ein Wikingerreich unter einem König gründen», erzählt Lise, die in München studiert hat und deshalb gerne Gruppen aus Deutschland führt. Damals galt das Schwert mehr als das Wort. So beendete Olaf der Heilige 1030 sein Leben frühzeitig mit 35 Jahren in einer der vielen Schlachten - und wurde posthum zum Nationalhelden, dem am Ort des heutigen Nidarosdoms ein Schrein errichtet wurde. Die Pilgerscharen nahmen von Jahr zu Jahr zu, die Stadt wuchs zur größten und bedeutendsten des Landes.
Der Nidarosdom, mit dessen Bau König Olaf Kyrre im elften Jahrhundert über dem Grab von Olaf dem Heiligen begann, ist eine Mischung aus romanischer und gotischer Architektur. Querschiff und Sakristei haben dicke Mauern, nur wenig Licht dringt durch kleine Rundbogenfenster. Im Langchor dagegen strahlt das Sonnenlicht durch hohe, bunt verglaste Fenster mit Spitzbögen. Das 42,5 Meter lange Hauptschiff musste fast vollständig neu errichtet werden, nachdem es bei einem Brand weitgehend zerstört wurde und jahrelang als Steinbruch diente. Der Verfassung gemäß werden heute im Nidarosdom die norwegischen Könige gesegnet.
Die prachtvolle Westfassade des Doms zeigt eine Reihe von Figuren, darunter auch die des Erzengels Michael. «Er hat das Gesicht von Bob Dylan», findet Lise. Denn für die Figuren, mit deren Restaurierung bereits 1869 begonnen wurde, fehlten vielfach Vorlagen. Beim Erzengel soll es dann ein Bild des Musikers gewesen sein.
 Wahrzeichen von Trondheim: Im Nidarosdom - hier im Hintergrund - werden die norwegischen Könige gesegnet. (Bild: Trondheim Kommune/dpa/tmn) Abseits der steingewordenen Geschichte ist Trondheim eine junge und lebensfrohe Stadt. Rund 30 000 der 165 000 Einwohner sind Studenten. Die Skigebiete in den umliegenden, ein paar hundert Meter aufragenden Bergen liegen in Sichtweite, im Sommer bietet der weite Tondheimfjord jede Menge Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Die Trondheimer sind traditionell dem Wasser zugewandt. Fischerei und Handel sind nach wie vor wichtige Erwerbszweige, obwohl inzwischen überall in Norwegen Dienstleistung und Verwaltung dominieren.
Wie in jedem Hafen, den die Hurtigruten-Reederei anläuft, kommt auch in Trondheim täglich ein Schiff aus Süden und eins aus Norden. Die traditionell in Schwarz, Rot und Weiß lackierten Schiffe gleiten durch die Enge bei Agdenes in den weiten Fjord und machen am künstlich aufgeschütteten Kai fest. Eine Stadtführung mit Besichtigung des Nidarosdoms steht während des vierstündigen Aufenthalts für viele der Passagiere auf dem Programm.
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