Streifzüge zu Australiens «Bucht der Haie» Jeden Morgen treffen sich Delfine und Touristen am Strand von Monkey Mia, wo die Meeressäuger mit kleinen Fischen gefüttert werden. (Bild: dpa/tmn) Von Christian Röwekamp, dpa Monkey Mia (dpa/tmn) - Die Hauptdarsteller sind pünktlich. Um 7. 35 Uhr tauchen «Nicky», «Puck» und «Surprise» aus der Weite der Shark Bay auf und steuern das knietiefe Wasser am Strand an.
Die drei Delfinweibchen, die von Jungtieren begleitet werden, kennen das Spiel, das sie jetzt in Monkey Mia erwartet: Touristen werden sie mit Fischen füttern - so wie es hier im äußersten Westen Australiens seit den 60er Jahren fast jeden Tag geschieht. Wer in «Down under» den Namen Monkey Mia hört, denkt fast automatisch an die Delfinfütterung.
Dass die Delfine ausgerechnet in der Shark Bay solche Prominenz entwickelt haben, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn der Name «Hai-Bucht» lockt nicht automatisch Urlauber an - «Dolphin Bay» würde manchem Tourismusmanager sicher besser gefallen. Doch auch Haie gibt es in der Region genug, insgesamt sogar zwölf Arten. «Jedes dritte Delfinkalb hat Narben von Haibissen», erzählt Rangerin Lyn Harding.
 Stromatoliten, wie sie im Salzwasser des Hamelin Pool zu finden sind, waren vor Milliarden Jahren die ersten Sauerstoffproduzenten auf der Erde. (Bild: dpa/tmn) Von Hand gefüttert werden die Verwandten von Flipper in Monkey Mia schon seit 44 Jahren, seit 1994 existiert ein staatlich überwachtes Programm dafür. «Die Tage im Jahr, an denen die Delfine hier nicht auftauchen, lassen sich an einer Hand abzählen», sagt Lyn Harding und erklärt die Regeln: Nur für die Weibchen gibt es Fische, und zwar maximal zwei Kilogramm pro Tag und Tier. «Die Kälber bekommen nichts, die sollen erstmal Selbstversorgung lernen. » Und die Männchen sind in der Regel ohnehin zu zweit oder dritt draußen in der Bucht unterwegs.
Die Shark Bay nur als Bühne für die Delfin-Show wahrzunehmen, wäre allerdings reichlich kurzsichtig. Seit 1991 ist die Region ein Teil des Weltnaturerbes, und bei der Entscheidung dafür spielten andere Faktoren eine Rolle - etwa die Stromatoliten, denen Urlauber begegnen können, kurz nachdem sie den Küstenhighway verlassen und Kurs auf die François-Peron-Halbinsel genommen haben. Am Südufer des Hamelin Pool warten die Urzeitlebewesen im flachen Wasser auf Besuch. Der Pool ist ein Teil der Bucht und wurde nach Emmanuel Hamelin benannt, der 1800 bis 1804 daran beteiligt war, West-Australiens Küste zu vermessen.
Stromatoliten sind Kolonien von Cyanobakterien, die wie Felsbrocken aussehen. Sie ähneln den ersten Formen von Leben, die es auf der Erde gab - und weil sie dabei Sauerstoff absonderten, waren sie die Wegbereiter allen Lebens. Heute existieren sie nur noch auf den Bahamas und eben hier in der Shark Bay in West-Australien. Touristen, die sich auf einem Stelzenpfad über dem Wasser den Stromatoliten nähern, sehen ab und zu Blasen aus den «lebenden Steinen» zur Oberfläche blubbern - Nachschub für die Atmosphäre.
 Milliarden Muscheln in meterhohen Schichten finden sich am Shell Beach südlich von Monkey Mia. (Bild: Tourism Western Australia/dpa/tmn) Das Wasser im Hamelin Pool ist sehr salzhaltig und bietet ideale Bedingungen für die Stromatoliten. Auch eine Art von Herzmuscheln kommt mit diesen Bedingungen bestens zurecht. Tote Exemplare werden immer in die gleiche Richtung gespült, und so wächst seit 4000 Jahren am Shell Beach, einem Strand auf halbem Wege zwischen Küstenhighway und Monkey Mia, eine riesige Muschelbank heran. Schon mehrere Meter ist die Schicht dick, und der Strand reicht über Dutzende Kilometer.
Inzwischen ist es 8. 15 Uhr, am Strand von Monkey Mia kann die Show beginnen. Einzelne Zuschauer werden von den Rangern aus dem Publikum herausgeholt, dürfen an die Delfine herantreten und ihnen Fische vor die Schnauze halten. Lyn Harding erklärt unterdessen mehr über die Meeressäuger: Bis 2,30 Meter lang und 120 Kilogramm schwer werden die Delfine - und einige Tiere haben die regelmäßige Fütterung in Monkey Mia bereits in den 70er Jahren von ihren Müttern gelernt.
Am kleinen Pier von Monkey Mia wetteifern mit der «Shotover» und der «Aristocat 2» gleich zwei Katamarane um Gäste für Fahrten in die Bucht. Dort machen sich die Crews vor allem auf die Suche nach den Dugongs genannten Seekühen. Denn im durchschnittlich nur neun Meter tiefen Wasser liegen die größten Seegraswiesen der Erde: Von den weltweit 60 Sorten Seegras sind 10 hier zu finden, manchmal 9 auf einem Quadratmeter gleichzeitig. Diese Vielfalt mögen die Dugongs, deren Zahl in der Shark Bay auf etwa 12 000 geschätzt wird.
 Darren «Capes» Capewell versucht den Besuchern der Shark Bay zu vermitteln, wie die Aborigines sich den Umgang mit der Natur vorstellen. (Bild: dpa/tmn) Einen ganz anderen Zugang zur Region vermittelt Wula Guda Nyinda, ein Anbieter von Aborigines-Touren. Darren Capewell macht sich mit seinen Gästen barfuß auf den Weg und ermahnt sie: «Versucht nicht, im Sand zu laufen, sondern auf dem Sand. » Der Mensch müsse «das Land respektieren und es nicht einfach nur benutzen», lautet das Anliegen, das Darren bei seinen Ausflügen in die Dünen an den Mann bringen möchte. Das Lagerfeuer, an dem «Capes» abends unter dem Sternenhimmel Didgeridoo spielt und in dem er Nüsse von Sandelholzbäumen röstet, bietet für diese Botschaft eine sehr stimmungsvolle Kulisse.
Kurz nach 8. 30 Uhr sind die Fischen verfüttert, die Delfine tauchen wieder ab. Am Strand zerstreuen sich auch die Touristen. Die Ranger dagegen bleiben und füllen die Eimer erneut. Denn sie wissen: Wenn der Tag normal verläuft, werden die Delfine heute noch zweimal zurückkommen, um sich ihre nächsten Rationen zu holen.
Weitere Bilder
Weitere Reisenachrichten für Südsudan
Mehr Nachrichten für Südsudan »
Weitere Reisenachrichten in "Traumziele"
Mehr Nachrichten in "Traumziele" »
Noch kein Kommentar vorhanden ... |
Um Kommentare verfassen zu können, musst du dich einloggen.
|