Australien: In Kalbarri sind keine Touristenmassen Naturwunder: Im Kalbarri-Nationalpark türmt sich am Ufer des Murchison Rivers der Sandstein. (Bild: Tourism Australia/dpa/tmn) Von Bernward Loheide, dpa Kalbarri (dpa/tmn) - Erst kam die Flut, dann die Dürre. Jetzt sollen die Touristen kommen. Calum Carruth steht am Barbecue und serviert seinen Gäste aus Deutschland Emufleisch. Seine Farm liegt mitten im Kalbarri-Nationalpark nahe der Westküste Australiens.
Eine Idylle, aber der Kampf gegen die Naturgewalten zehrt an den Kräften. «Im März 2006 überschwemmte der Murchison River unser ganzes Land, danach hat es 20 Monate lang nicht mehr geregnet», erzählt er und zertritt eine ameisengroße rote Zecke. Die meisten seiner 1000 Schafe hat er verkaufen müssen, auch die Ziegen kommen bald dran. «Wegen der Dürre ist der Tourismus jetzt wichtig für uns. »
Carruth hat ein altes Haus mit schlichten Acht-Bett-Zimmern ausgebaut. Luxus ist anderswo - vieles scheint noch aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zu stammen. Die Duschen haben Campingplatzniveau und nur ab und zu Warmwasser. Doch für manche Backpacker aus Europa geht hier ein Aussteiger-Traum in Erfüllung. «Ich genieße es, zurück in der Natur zu sein», sagt Beena Rossberg. Vor acht Jahren kam die Berlinerin für ein paar Wochen nach Australien - und blieb. Sie heiratete Carruths Nachbarn Frank und arbeitet jetzt als Kindergärtnerin in Kalbarri. «Die Leute hier haben mehr Zeit. Geld, Beruf und Klamotten sind nicht so wichtig», sagt sie.
Zurück zur Natur - das ist in Kalbarri ein Zurück zur Urgeschichte der Erde. Seit 400 Millionen Jahren türmt sich am Ufer des Murchison Rivers der Sandstein, Schicht für Schicht, rot-weiß gestreift. Im Zickzackkurs schlängelt sich der Fluss zum Indischen Ozean. Im australischen Sommer trocknet er fast aus. Fossile Spuren ausgestorbener Kreaturen haben sich in die Felswände eingraviert: Riesenskorpione, Schlangen, Saurier. Seltene Wildblumen wachsen hier, gelbe Banksias und Grevillien, Orchideen in allen Farben, urtümliche Gras- und Eukalyptusbäume, silbrig glänzende Disteln.
Das Naturwunder zieht jährlich ungefähr 150 000 Touristen an. «Wie viel genau, weiß keiner, denn viele kommen als Wicked Camper», erzählt David Waite von den «Kalbarri Adventure Tours». Mit seinem Bus fährt er die Besucher durch den 186 000 Hektar großen Nationalpark, zeigt ihnen die berühmte Z-Kurve der Murchison-Schlucht und die spektakuläre Flussschleife «The Loop». 150 000 - das ist wenig im Vergleich zu den großen Touristenzentren an der Ostküste des roten Kontinents. Überlaufen ist hier nichts, selbst in der Hauptsaison wirkt das 2000-Einwohner-Dorf Kalbarri unaufgeregt.
Was Kalbarri den Touristen nicht bieten kann: Schnee und Wintersport. Aber Not macht erfinderisch - man kann schließlich auch die Sanddünen herunterbrettern. Genau das machen Jeremy und Emma Pierce. Das Abenteuer beginnt mit einer halsbrecherischen Fahrt im Kleinbus mitten durch die «Lucky Bay»-Dünen. Mehrfach bleibt der Land Cruiser im Sand stecken und muss freigeschaufelt werden.
Endlich am Ziel, Helm auf und auf dem Brett die 45 Grad steile Düne hinunterrutschen - mit bis zu Tempo 80. Jeremy Pierce macht es vor: stehend, sitzend oder bäuchlings liegend - bei ihm sieht es einfach und lässig aus. «Gleichgewicht halten und lenken ist schwerer als beim Skifahren», gibt er zu. Der Ostwind bläst zudem Millionen Sandkörner durch die Luft - schlechte Sicht für die Augen, gutes Peeling für die Haut.
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