Spurensuche nach den Aquarellen aus dem OutbackVon Christian Röwekamp, dpa Alice Springs (dpa/tmn) - Zeichnungen auf nacktem Fels und die Schöpfungsgeschichte von der «Regenbogenschlange», in kräftigen Farben Punkt für Punkt gesetzt in der Dot-Painting-Technik: Das ist die Kunst der Ureinwohner, die Australien-Urlaubern an vielen Orten begegnet.
Aber Aborigines und Aquarelle? Das scheint kaum zusammen zu passen. Dabei gilt Albert Namatjira als einer der bedeutendsten Künstler der Aborigines. Er hat das Outback in den schönsten Wasserfarben gemalt. Am 8. August 2009 jährt sich sein Tod zum 50. Mal - ein Grund, sich dort auf Spurensuche zu begeben, wo er viel Zeit verbracht hat: in den West MacDonnell Ranges bei Alice Springs.
Bis zum Sonnenuntergang dauert es nicht mehr lange. Die vielen kleinen Fliegen nerven - aber die Farben der Landschaft, die sich alle paar Minuten ändern, faszinieren: In dunklem Purpur leuchten die Felsen, jenseits des sattgrünen Buschlandes und des Flussbettes des Finke River mit dem Sandufer ist der 1380 Meter hohe Mount Sonder zu sehen. Diese Aussicht von einem der Hügel nahe der Glen Helen Gorge hatte auch Albert Namatjira oft vor Augen: Die roten Felsen der MacDonnell Ranges und die «Ghostgum»-Eukalyptusbäume verewigte er viele Male.
Glen Helen liegt etwa 130 Kilometer westlich von Alice Springs im West MacDonnell Ranges Nationalpark. Der Ort ist eine alte Rinderfarm und bietet mit seiner Lodge die einzige feste Unterkunft in den «West Macs». Das Restaurant serviert Känguru auf Kartoffelbrei. Bereits hier begegnet dem Gast Albert Namatjira: Etliche Aquarelle hängen an der Wand, wenn auch nur als Nachdruck. Namatjiras Werke waren in Australien rasch begehrt: Auf Ausstellungen verkaufte er sehr gut, in der damals von Rassenschranken geprägten australischen Gesellschaft keine Selbstverständlichkeit.
Auch die Straße von Alice Springs nach Glen Helen wurde nach dem Maler benannt: Der «Namatjira Drive» führt durch eine breite, wellige Ebene mit rostroten Bergketten zu beiden Seiten, in denen sich interessante Ausflugsziele verstecken, etwa das Simpsons Gap, ein Durchlass in den Felsen nur 18 Kilometer von Alice Springs entfernt. Hier gibt es ebenso gute Möglichkeiten für kurze Wanderungen wie 115 Kilometer weiter westlich an der Ormiston Gorge, wo drei Wege in die Schlucht und um sie herum führen. Zwischen den beiden Schluchten liegt Standley Chasm, eine sechs bis zehn Meter schmale Felsspalte, in der die Sonne nur mittags für kurze Zeit den Boden erreicht.
Zwei weitere Besucherziele entlang des «Namatjira Drive» sind die Ochre Pits und das Ellery Creek Big Hole - eines der größten Wasserlöcher in den West MacDonnell Ranges. An den Ochre Pits dagegen wurde einst Ocker von Aborigines-Männern für zeremonielle Zwecke aus dem Felsen geritzt. Je mehr Eisenerz darin enthalten ist, desto dunkler und roter wird die Farbe des Mineralgesteins.
All diese Attraktionen sind gut in einem Tagesausflug von Alice Springs aus erreichbar. Dennoch haben die West MacDonnell Ranges bei weitem nicht solche Besucherströme zu verkraften wie der deutlich weiter entfernt gelegene Ayers Rock.
Die Sonne ist an der Glen Helen Gorge inzwischen untergegangen. Friedlich liegt der Finke River in seinem Bett - und es ist kaum zu glauben, dass der Fluss auch ganz anders kann. Denn die Glen Helen Gorge wirkt wie ein Flaschenhals für den etwa 700 Kilometer langen Fluss. Nach starkem Regen verwandelt sich die Fläche direkt vor der Schlucht schon einmal in eine Seenlandschaft.
Viel Regen gab es im Südhalbkugel-Sommer 2008/09, als aus dem roten zeitweise ein grünes Zentrum mit fast schon üppiger Vegetation wurde: Das Gras stand hoch in den West MacDonnell Ranges, wo sonst karge, rote Erde dominiert. Wer solch ein Naturschauspiel erleben will, muss aber den Kompromiss eingehen und im Outback-Sommer auch die große Hitze und die vielen Fliegen in Kauf nehmen.
Albert Namatjira hat die Landschaft zu jeder Jahreszeit gemalt. Wer seinen Spuren folgen will, kommt um eine weitere Tagestour von Alice Springs aus nicht herum: Es geht in den 350-Einwohner-Ort Hermannsburg, wo der Künstler am 28. Juli 1902 zur Welt kam. Hermannsburg ist eine im Juni 1877 gegründete Missionsstation der lutherischen Kirche von Südaustralien, in der lange Zeit evangelische Pastoren aus Deutschland tätig waren.
Geblieben sind die Missionskirche und andere Gebäude aus der Zeit der deutschen Pastoren. Das Museum zeigt, wie die Aborigines zu Missionszeiten Pelzkappen und Schuhe aus Fell und Haaren von Kängurus herstellten. Und auch hier fehlt Namatjira nicht: Zum Gelände gehört eine Galerie. Namatjiras starb 1959. Wer sein Grab sehen will, muss zurück nach Alice Springs: Es liegt auf dem alten Friedhof neben dem Araluen Cultural Precinct mit seinen Kunstgalerien.
Infos West MacDonnell Ranges und Alice Springs REISEZIEL: Alice Springs und die MacDonnell Ranges liegen ungefähr im geografischen Zentrum Australiens im Süden des Northern Territory. ANREISE UND FORMALITÄTEN: Eine Autofahrt nach Alice Springs dauert von Adelaide im Süden oder von Darwin im Norden aus in der Regel zwei Tage. Die Fluggesellschaft Qantas verbindet Alice Springs täglich mit australischen Großstädten wie Sydney, Melbourne und Perth. Touristen aus der EU brauchen einen Pass und müssen sich unter www.immi.gov.au bei Australiens Behörden anmelden. Per E-Mail erhalten sie dann - meist binnen weniger Minuten - eine «E-Visitor»-Einreisegenehmigung. KLIMA UND REISEZEIT: Wüstenklima mit wenig Regen. Im Sommer werden von November bis Februar oft mehr als 40 Grad erreicht, im Winter (Juni/Juli) kann es nachts Frost geben. Als beste Reisemonate gelten April/Mai und September/Oktober mit warmen Tagen und kühlen Nächten. GELD: Für einen Euro gibt es etwa 1,85 australische Dollar (Stand: April 2009). Das Bezahlen mit Kreditkarten ist weit verbreitet. ZEITVERSCHIEBUNG: Je nach Jahreszeit ist das Northern Territory der Zeit in Mitteleuropa um 7,5 oder 8,5 Stunden voraus. GESUNDHEIT: Wegen des hohen Sonnenbrandrisikos sind ein starkes Sonnenschutzmittel, ein Hut und körperbedeckende Kleidung ratsam. In der trockenen Wüstenluft ist es wichtig, viel Wasser zu trinken.
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