Sommernachtstraum Abisko - Einsame Weiten in Schweden Begegnung am Wegesrand: Wilde Tiere zu sehen ist in der Einsamkeit Nordschwedens wahrscheinlicher, als auf andere Menschen zu treffen. (Bild: Dube/dpa/tmn) Von Jan Dube, dpa Abisko (dpa/tmn) - Schwarzblau gurgelt der Fluss in Richtung Tal. Grellgrün leuchten die Birkenblätter, karminrot die Flechte auf dem Granitbrocken und azurblau der Himmel, an dem die Abendsonne noch hoch über dem Horizont steht.
Am Rastplatz knistert ein Lagerfeuer, der Wanderer stochert - von Rauch umwabert - nach einer Kartoffel. So ist sie, die Wildmark-Romantik im Nationalpark Abisko, 200 Kilometer nördlich des Polarkreises. 1909, also vor 100 Jahren, wurde der Park eingerichtet. Dieses Jubiläum feiert Schweden, das damals als erstes Land in Europa Nationalparks schuf, nun mit einem «Jahr der Natur».
Der Rauch am Rastplatz hält die Moskitos fern. Von denen gibt es hier eindeutig einige Millionen zu viele. Culex vulgaris, die gemeine Stechmücke, summt in gewaltigen Schwärmen durch den Nordland-Sommer. Neben ihr sind auch Bremsen, Fliegen, Kriebelmücken und andere fiese Schwirrgeister unterwegs. Doch wer in Lappland wandern geht, der weiß das und sorgt vor: Mit Kleidung, durch die kein Saugrüssel sticht, mit Abwehrsprays und mit einem Wildnishut samt Netz vor dem Gesicht.
 Tagestour durch die Wildmark: Für Ausflüge mit der Familie gibt es im Abisko-Nationalpark auch mehrere kürzere Wanderwege. (Bild: Göran Assner/VisitSweden/dpa/tmn) In Abisko sind Elche und Rentiere mit hoher Wahrscheinlichkeit zu sehen, mit etwas Glück zeigen sich Polarfuchs oder Auerhahn, Luchs oder Vielfraß. Auch Bären und Wölfe streifen durch den Park. Für den Besucher aus Mitteleuropa ist eine Lappland-Tour aber auch ohne ein solches Rendezvous mit einem Raubtier Abenteuer genug: Er watet durch eisige Flüsse, spürt 15 Kilo Gepäck am Rücken, trinkt aus Quellen und stapft im Dauerregen durch die menschenleere Wildmark.
Schwedens wohl bekanntester Wanderweg, der 440 Kilometer lange «Kungsleden», beginnt in Abisko. Abgesehen von einigen samischen Rentierzüchtern, leben in der Fjällregion fast keine Menschen. Doch der Weg ist gut markiert, Bohlenwege führen über sonst kaum passierbare Moore, und Brücken überspannen reißende Wasserläufe. Außerdem sind da die bewirtschafteten Hütten, immer schön einen Tagesmarsch voneinander entfernt. Dort gibt es trockene Schlafplätze, warme Suppen, kaltes Bier und Proviant für unterwegs.
Auch für kürzere Fjälltouren ist Abisko ein guter Ausgangspunkt. Hier starten kleinere Wanderwege, ein Sessellift fährt auf den Berg Nuolja. Dort, oberhalb der Baumgrenze in 900 Metern Höhe, zeigt sich Lapplands Bergwelt in ihrer ganzen Weite: Unten dehnt sich der See Torneträsk nach Osten aus, zwischen den Gipfeln liegen Sümpfe, Moore, Flüsse, Kiefernwälder und Birkenhaine. In der Gegend leben noch immer viele Menschen von der Rentierzucht. Doch statt wie früher mit Skiern und Schlitten treiben sie die Tiere heute mit Helikoptern und Schneemobilen zusammen. Und ihre Rentierfell-Jurten haben sie gegen Blockhäuser mit Elektroheizung und Flachbild-TV eingetauscht.
 Stundenlang durch die Birkenhaine - wer eine längere Tour durch den Abisko-Nationalpark plant, braucht gute Ausrüstung. (Bild: Dube/dpa/tmn) Wer die wirklich wilde Wildnis sucht, kann von Abisko aus nach Vadvetjåkka gelangen. Schwedens nördlichster Nationalpark ist nur 25 Quadratkilometer groß und liegt im Hochgebirge direkt an der Grenze zu Norwegen. Es gibt keine Pfade, Brücken oder Hütten, und nur wenige Besucher verirren sich hierher. Sie müssen sechs Kilometer durch unmarkiertes, sumpfiges Gelände vordringen, um den Park zu erreichen.
Am Lagerfeuer ist inzwischen die Folienkartoffel gar. Dazu gibt es Elchsalami und ein Dosenbier, im Fluss gekühlt. Das Moskitonetz ist heruntergeklappt, die Sonne scheint noch immer, der Schlafsack ist schon ausgerollt. Es wird Zeit zum Ausruhen für einen neuen Tag voller Abenteuer in der Wildnis von Schwedisch-Lappland.
Weitere Bilder  |
Infos Abisko-Nationalpark Reiseziel: Der 77 Quadratkilometer große Abisko-Nationalpark liegt etwa 1300 Kilometer von Stockholm entfernt in Schwedisch-Lappland. Bis zur Stadt Narvik in Norwegen sind es 86 Kilometer. Wegen der Mitternachtssonne wird es von Ende Mai bis Mitte Juli nicht dunkel. Anreise: Eine Autofahrt von Norddeutschland nach Abisko führt über Stockholm und Umeå am Bottnischen Meerbusen. Die Reise dauert dann mindestens zwei Tage. Bahnreisende kommen über Kiruna in Schweden und über Narvik in den Nationalpark. Flüge gibt es mit Umsteigen in Stockholm nach Kiruna oder über Oslo nach Evenes bei Narvik. Reisezeit: Der Sommer ist eher kurz und mäßig warm: Im Juli werden im Raum Kiruna Durchschnittstemperaturen von etwa 13 Grad gemessen. Reisende sind am besten von Mitte Juni bis Mitte September unterwegs. Informationen: Visit Sweden, Stortorget 2-4, SE-83130 Östersund, Schweden, Fax aus Deutschland: 0046/63/12 81 37; Für Informationen in Deutschland: Telefon: 069/22 22 34 96, E-Mail: germany@visitsweden.com
Weitere Reisenachrichten für Südsudan
Mehr Nachrichten für Südsudan »
Weitere Reisenachrichten in "Reiseberichte"
Mehr Nachrichten in "Reiseberichte" »
Noch kein Kommentar vorhanden ... |
Um Kommentare verfassen zu können, musst du dich einloggen.
|