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Reisebericht: Expeditionen im Pantanal

Expeditionen im Pantanal

erstellt um 17:24 Uhr am 24.11.2007

Allein oder als Paar reisen viele Globetrotter. Aber auch mit Kindern sind Langzeitreisen möglich. In drei Jahren legten wir gemeinsam mit unseren Kindern Jennifer (heute 10) und Jannes (heute 11) rund 42.000 Kilometer zurück. Allein auf uns gestellt segelten wir von Südfrankreich aus durchs Mittelmeer über Gibraltar zu den Kanarischen Inseln. Nach einem längeren Zwischenstopp auf La Gomera führte der Kurs dann über die Kapverden Richtung Südamerika. In Brasilien wurde das Schiff an Land gestellt. Per Bus ging die Reise weiter durch Brasilien, Bolivien, Peru und Argentinien bis nach Feuerland. „So war das nicht geplant! – Eine außergewöhnliche Familienreise“ (ISBN 978-3-8334-8524-4) lautet der Titel unseres Buches, in dem wir über unsere gesamte Reise berichten. Als wir starteten, ahnten wir nicht, in welche Abenteuer uns diese Reise führen würde! Um anderen Familien Mut zu machen, haben wir unseren Reisebericht ergänzt durch erprobte Ratschläge für das Reisen mit Kindern. Hier berichten wir über unsere Erlebnisse im Pantanal, Brasilien: Um 11:30 steigen wir in Campo Grande in den Kleinbus von Ecological Expeditions. Endlos ziehen sich die Rinderfarmen auf beiden Straßenseiten. Nach rund 250 Kilometern und insgesamt fünf Stunden Fahrt hält der Bus an einer einsamen Straßenkreuzung mitten in der Pampa: umsteigen! "Buracao das Piranhas" steht an der Imbissbude. Daneben warten einige kleine Allrad-Lastwagen mit Sitzbänken auf der Ladefläche und ein Allrad-Pickup. Wir werden mit dem Pickup in eine Lodge am Rio Miranda gebracht. Für die sieben Kilometer Sand- und Buckelpiste brauchen wir zwanzig Minuten. Die Lodges kann man sich als einfache eingeschossige Jugendherberge auf Stelzen vorstellen. Im Morgengrauen beginnt es mit einem lauten Kollern und Schnattern, dann folgt ein Zwitschern in allen Tonlagen, das schließlich durch ein auf- und abschwellendes Kreischen übertönt wird. Jenni und Jannes sind als erste draußen. Hunderte verschiedener Vögel sitzen auf den Bäumen, flattern herum oder hüpfen und stelzen auf der Wiese. Besonders hübsch ist der Kardinal mit seinem roten Spitzenhäubchenkopf, seiner weißen Brust und den dunkelgrauen Flügeln. Am lautesten sind die Schwärme kleiner grüner Papageien, die Loros. Nach dem Frühstück wartet unser Tourführer schon auf uns. Er hatte uns bereits gestern Abend Ausrüstungshinweise gegeben: Sonnencreme, Mückenlotion, Wanderschuhe, lange Hose, Kopfbedeckung, pro Nase einen Liter Wasser, Fernglas, Kamera. Damit die Touristen aus allen Ländern seinen Namen aussprechen können, nennt er sich Joni Indiano, tatsächlich heißt er Pitipuranga und ist ein Terreino-Indianer. Seine langen schwarzen Haare hat er zusammen gebunden. Joni ist Mitte Vierzig, klein und kräftig, und der Schalk lächelt aus seinen Augen. Joni dirigiert uns so in sein Peque-peque, dass es keine Schlagseite bekommt. Das Peque-peque ist ein schmales Langboot. Zwei Leute können nebeneinander sitzen, insgesamt ist Platz für acht bis zehn Passagiere. Mit uns fahren noch Hein und Esther, ein holländisches Paar, Guy und ein zehnjähriger Junge aus Jonis Verwandtschaft, der uns auch gleich vom Ufer abstößt. Aber erstmal treiben wir rückwärts Richtung Flussmitte bis es Joni endlich gelingt, den altersschwachen 15-PS-Aussenborder anzuwerfen.Als erstes sehen wir weiße Reiher auf Ästen am Flussufer sitzen, später auch Löffelschnabel-Reiher und Tigerreiher, dann viele verschiedene Ibisarten und Eisvögel. Die Leguane sind auf den Zweigen inmitten der grünen Blätter nur schwer auszumachen. Immer wieder schaltet Joni den Außenborder ab und lässt das Boot ans Ufer gleiten, so dass wir die Tiere aus nächster Nähe beobachten können. Rechts voraus stehen einige hohe Bäume am Ufer. Joni weist auf die Wipfel. Wir sehen nur einige schwarze Verdickungen auf den Ästen. Joni legt die Hände an den Mund und stößt einige dumpfe gurgelnde Rufe aus. Das Peque-peque gleitet ans Ufer, wir gehen möglichst leise auf die Bäume zu. Allmählich kommt Bewegung in die Wipfel und die Rufe werden lauthals beantwortet. Kein Wunder, dass diese Affen Brüllaffen heißen. Sie sind über unseren Besuch nicht erfreut, bewerfen uns mit abgerissenen Blättern und Zweigen und lassen ihre Verdauungsprodukte fallen. Nachdem die Fotos gemacht sind, lassen wir sie auch schnell wieder in Ruhe. Ein Stück flussaufwärts kommen wir ganz nahe an eine Familie Cabivaras heran, das sind Wasserschweine. Sie sehen aus wie die großen Geschwister der Meerschweinchen. Während die Mutter mit den Jungen flüchtet und ins Wasser taucht, bleibt das Männchen am Ufer stehen bis das Boot wenige Zentimeter vor ihm auf das Ufer gleitet. Es beobachtet uns und will uns offensichtlich von seiner Familie ablenken.Wir haben schon einige Kaimane von weitem gesehen als Joni das Boot langsam und leise an eine in der Sonne dösende größere Gruppe heran manövriert. Einige kleinere Jacarés gleiten ins Wasser. Joni holt vorsichtig seine Angel hervor. Kaum hängt der Köder im Wasser, hat ein handtellergroßer Piranha angebissen. Joni wirft ihn zwischen die Krokodile. Blitzschnell wird der Fisch geschnappt und man hört die Gräten zwischen den scharfen Zähnen knacken. Weit über zehn Millionen dieser Krokodile soll es im Pantanal geben. Sie werden bis zwei Meter lang und sind für Menschen nicht gefährlich – solange sie nicht angegriffen werden. Bei dem Fischreichtum in den Flüssen hier müssten sie ohnehin immer satt sein. Unser nächster Halt gilt dem Wahrzeichen des Pantanal, dem gut mannshohen Tuiuiú-Storch, der auch Jaburu genannt wird. Mit seinem langen schwarzen Schnabel verspeist er in aller Seelenruhe einen gerade gefangenen Fisch und lässt uns bis auf Reichweite herankommen. Mit seinem dicken schwarz-roten Hals, dem weißen Gefieder und den langen schwarzen Beinen stolziert der Tuiuiú recht majestätisch durchs hohe Gras. Nachdem wir knapp vier Stunden auf dem Rio Mairana unterwegs sind, gehen wir am Fuß des einzigen Hügels weit und breit an Land. Nach einer knappen halben Stunde kommen wir schweißgebadet oben an.Das Pantanal erstreckt sich bis zum Horizont ringsum, nichts als verschieden schattiertes Grün, durchzogen von silbrig glänzenden Flussläufen und einem blauen Himmel mit wenigen weißen Wolken darüber. Dadurch, dass das Pantanal von Oktober bis März bis zu drei Meter hoch überschwemmt ist, kann es weder landwirtschaftlich noch industriell genutzt werden. So ist ein Refugium für mehr als 650 Vogel- und 80 Säugetierarten auf einer Fläche vergleichbar mit Großbritannien erhalten geblieben. Jetzt haben wir alle Höhepunkte dieser Flussfahrt erlebt, denken wir, als wir nach dem Essen die Rückfahrt antreten. Aber darin sollten wir uns täuschen. Wir sehen Tucane mit ihren bunten Schnäbeln und Tuiuiu-Störche in ihren Nestern hoch in den Bäumen. Als ich einen glänzenden Streifen auf einer Sandbank am Ufer entdecke und gerade fragen will, was das ist, steuert Joni auch schon darauf zu. Er stellt den Motor ab und weist er uns an, absolut still zu sein und ihm langsam zu folgen. Joni flüstert: "Babyanaconda!". Das Baby ist immerhin gut zwei Meter lang. Dann hat Joni die Schlange blitzschnell am Schwanz und hinter dem Kopf gefasst. Ich soll den Schwanz festhalten. Die Schlange windet sich, sie ist ganz schön kräftig. Jannes soll sie sich um den Hals legen lassen. Er zögert. Joni fragt Jenni. Sie stellt sich mutig hin. Wir legen ihr die Anaconda auf die Schulter. Die Fotoapparate werden gezückt. Schließlich legen wir die Schlange behutsam auf den Boden. Wir sollen regungslos stehen bleiben, sagt Joni, bevor er den Schlangenkopf loslässt. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, als die Anaconda sich zwischen den Füssen hindurch Richtung Fluss schlängelt. Ausgewachsen wäre sie zehn Meter lang, dann hätte wohl niemand von uns dem Mut gehabt, auch nur aus dem Boot auszusteigen. Aber eine Baby-Anaconda kann uns wohl nicht gefährlich werden.Flussabwärts fahren wir dann zum Camp zurück. Acht Stunden waren wir heute mit Joni und seinem Peque-peque unterwegs. Am nächsten Tag fahren wir mit einem kleinen Allrad-Lastwagen tiefer ins Pantanal hinein. Nach eineinhalb Stunden Fahrt über Sand- und Schotterpisten geht es zu Fuß weiter.Als Joni zum ersten Mal ein Zeichen zum Halt gibt, sehen wir knapp einhundert Meter von uns entfernt eine Rotte Pecaris, kleine Wildschweine. Unser Pfad führt uns durch Buschland und am Waldrand entlang. Joni bleibt stehen, knurrt wie ein Hund, dann imitiert er ein Bellen. Plötzlich springt dicht vor uns eine Wildsau auf und wetzt davon. Die Brüllaffen erkennen wir diesmal selbst schon von weitem. Auch ein Paar Tuiuiú-Störche mit einem Jungstorch im Nest gibt ein schönes Fotomotiv. Die Kolibris sind dagegen meist zu schnell unterwegs. Jenni ist Joni immer dicht auf den Fersen. So ist sie auch die erste, die die Nasenbären zu Gesicht bekommt. Nach und nach entdecken wir zehn Tiere, die auf den Palmen und in den Wipfeln der Bäume herumklettern. Einige kommen neugierig auf die unteren Äste herunter. Etwas später bekommen wir Kapuzineraffen zu sehen. Insgesamt streifen wir drei Stunden durchs Gelände. Zuguterletzt folgen wir Joni, der die Rufe von Aras gehört hat. Nach einigem Suchen entdecken wir in einem Baumwipfel ein Pärchen der Grossen Blauen Aras. Vom Schnabel bis zur Schwanzspitze messen sie rund einen Meter. Sie sind sehr selten geworden. Anschließend machen wir auf einer kleinen Lichtung eine Picknickpause. Joni schneidet eine unterwegs gesammelte Frucht auf, zerkleinert und stampft das Fruchtfleisch. Dann holt er einen kleinen Pinsel aus der Tasche und fragt Jenni, ob sie ein Tatoo haben möchte. Nichts lieber als das. Wenige Minuten später hat Jenni einen Leguan auf dem Oberarm. Noch ist er kaum zu erkennen, aber die Farbe wird innerhalb weniger Stunden immer dunkler. Selbst nach mehr als sechs Wochen ist die Echse immer noch zu erkennen. Die "Tatoofrucht" heißt Genipapo, und die Indianer haben sie seit Jahrhunderten zur Körperbemalung benutzt. Jannes bekommt eine Sonne, alle anderen dürfen ihren kleinen Finger in die Frucht tauchen und laufen die nächsten Wochen mit einem dunkelblauen Finger durch die Gegend. Nach insgesamt sieben Stunden sind wir wieder in der Lodge zurück. Bis zum Abendessen ist Faulenzen angesagt. Danach haben wir schnell Bettschwere erreicht. Auf dem Programm unseres letzten Tages steht ein Ausritt mit Pferden. Ein freundlicher Gaucho begleitet uns in voller Montur. Während Ute und ich in gemütlichem Schritt den Pfad entlang reiten, sind Jannes und Jenni zusammen mit unserem Gaucho immer mal wieder in gestrecktem Galopp verschwunden und warten dann grinsend auf uns. Jannes sitzt auf seinem Pferd und treibt es durch leichte Schläge mit der Leine an, so als ob er sein Lebtag nichts anders getan hätte. Unser Goucho hat seine helle Freude an unseren beiden Kindern, und wir staunen nur.Nach einem schnellen Mittagessen geht es zügig weiter. Der Allrad-Pickup bringt uns zur Straßenkreuzung zurück. Bald darauf sitzen wir im Reisebus Richtung Corumba, brasilianische Grenze. Unsere Reise führt uns weiter nach Bolivien, Peru und Argentinien.
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Expeditionen im Pantanal
Autor: morgane
Land:Brasilien

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